WAS BEI DER AUSWAHL EINES SCHLEIFSTEINS IN BETRACHT GEZOGEN WERDEN SOLLTE


by Sami P., 22.1.2022
Immer wieder kommen mir Kommentare unter, in denen Leute von ihren Problemen beim Messerschärfen erzählen. Ein bestimmtes Messer scharf zu bekommen kann sich schwierig oder sogar unmöglich gestalten. Als Grund für diese Probleme stellen sich häufig falsch ausgewählte Schleifsteine heraus.

Auch der professionell in der Branche tätige Nutzer muss gestehen, dass Fehler bei der Auswahl von Schleifsteinen oft selbst erfahrenen Verbrauchern unterlaufen. Die Unterschiede in der Effizienz der Steine sind groß - und hängen oft davon ab, aus welchem Metall das zu schärfende Messer gefertigt ist. Wobei natürlich auch die Schärfungstechnik eine große Rolle spielt.

EIN WARNENDES WORT ÜBER DIE QUALITÄT VON SCHLEIFSTEINEN

Auf dem deutschen Markt werden viele qualitativ minderwertige Schleifsteine zum Verkauf angeboten. Diese werden für gewöhnlich aus China importiert und ihr Problem ist es, dass sie oft sehr weich sind. Der bekannte “Butterdoseneffekt” tritt leicht auf. Damit gemeint ist eine Situation, in der versucht wird, das Messer in einem inkorrekten Winkel zu schärfen, wodurch es ohne größere Druckausübung in den Schleifstein eindringt.

Das andere Extrem sind sehr harte und oft raue Steine, die ich oft als Reibeisen bezeichne.


DIE HERAUSFORDERUNG, DEN RICHTIGEN SCHLEIFSTEIN AUSZUWÄHLEN

IEs wird oft angenommen, es sei die Intensität der Hitzebehandlung des Messers, die entscheidend dafür sei, wie einfach das Messer zu schärfen ist.

Meiner Erfahrung nach trifft dies zwar teilweise zu, aber es gibt auch Ausnahmen. So sind zum Beispiel manche Carbonstahlmesser des Härtegrads 60-62 einfacher zu schärfen als bestimmte Edelstahlmesser der Härte 58.

Ich spreche hier nun von der Nachgiebigkeit des Metalls. Bestimmte Metalle können für Schleifsteine bedeutend anspruchsvoller zu bearbeiten sein als andere.

Das andere Extrem sind Metalle, die sowohl hart als auch zäh sind. Zu diesen zählen zum Beispiel Pulverstahlmesser, etwa aus den Klingenmaterialen SG2 und S30V.


DIE WICHTIGSTEN AUSWAHLKRITERIEN FÜR EINEN SCHLEIFSTEIN

Wähle immer einen möglichst großen Stein.

Die billigen Steine sind oft kurz und schmal, zum Beispiel 180 x 60 Millimeter, und schlichtweg viel zu klein. Die gleiche Art von Stein liefert so viel mehr Nutzen, wenn die Dimensionen näher am Industriestandard von 210 x 70 Millimeter sind. Gleichzeitig wird auch das Messerschärfen bedeutend einfacher.

Es werden immer mindestens zwei Körnungen benötigt. Traditionell sind diese meist 1000 und 3000 gewesen. In den letzten Jahren haben die Hersteller ihren Stil jedoch ein bisschen verändert und aktuell lässt sich sagen, dass es sich, abhängig von der ausgewählten Marke, empfiehlt, Steine der Körnung 800-1000 und 3000-5000 auszuwählen.

Bei der Auswahl der Körnung der Schleifsteine wird folgende alte Grundanweisung befolgt: Verdopple die Körnung und wähle diejenige aus, die der Zahl am nächsten kommt. Für 400 wären das beispielsweise (400 x 2 = 800) -> 1000, für 1000 (1000 x 2 = 2000) -> 3000, und für 3000 (3000 x 2 = 6000) -> 8000.

EIN WEICHER ODER HARTER SCHLEIFSTEIN?

 Als weiche Steine werden solche mit weichen Oberflächen bezeichnet, was diese verglichen mit harten Steinen oftmals angenehmer zu benutzen macht. Auf einem Stein mit weicher Oberfläche entsteht der pulverige Schlamm (engl. “slurry”), der den Schärfungsprozess vereinfacht, abgelöstes Metall abträgt und gleichzeitig den gesamten Vorgang angenehmer macht. Häufig spürt man den sogenannten Rücklauf mit diesen Steinen stärker.

 Ein harter Stein auf der anderen Seite eignet sich deutlich besser für das Schärfen von Werkzeugen, wie Meißeln und Hobeln. Ich habe auch festgestellt, dass es Anfängern häufig leichter fällt, mit einem harten Stein in das Schärfen hereinzufinden. Ein harter Stein verzeiht Anfängerfehler leichter.

Aber auch diese Unterteilung ist nicht unbedingt immer so klar und deutlich. Ich habe oft gesagt, dass harte Steine effizienter sind als weiche. Die Effizienz kann jedoch gesteigert werden, indem ein rauerer Stein weicher gemacht wird und man die dabei entstehenden Schleifpartikel die notwendige Arbeit machen lässt.

 

SPLASH-AND-GO ODER EINWEICHEN?

Schleifsteine, die nach dem Jahr 2000 auf den Markt gekommen sind, sind fast ausnahmslos sogenannte Splash-and-Go Steine, welche nur wenig Wasser benötigen. Die Definition der sogenannten S&G-Steine ist ziemlich weitläufig, aber im Grunde zählen alle Steine zu dieser Kategorie, die nach kurzer Befeuchtung im Waschbecken direkt bereit zum Schärfen sind.

S&G-Steine sind häufig härter, aber es sind auch viele Steine mit weichen Oberflächen dabei.

 In unserem hektischen Alltag heutzutage ist S&G natürlich die einfachere Wahl. Der Schärfungsprozess kann im besten Fall eine sehr saubere und simple Angelegenheit sein - wenn Steine verwendet werden, die zur Entfaltung ihrer vollen Funktionskraft nur eine Minimalmenge an Wasser benötigen.

 Traditionelle Steine, die komplett in Wasser eingetaucht und eingeweicht werden müssen, sind in den letzten Jahren gar nicht mehr auf den Markt gekommen. Stattdessen hat sich eine neue Unterkategorie dieser Steine entwickelt: die sogenannten halb-einzuweichenden Schleifsteine. Zu dieser Gruppe zähle ich Steine, die mindestens 5-10 Minuten Wasser benötigen, um gut zu funktionieren. Andererseits reicht auch für diese Steine oftmals eine kleinere Wasserdosis - solange sie den Punkt erreicht, der zum Schärfen verwendet werden soll und der leicht mit zusätzlichen Wasser übergossen werden kann.

Halb-einzuweichende Schleifsteine verleihen dem Schärfungsprozess oft ein besseres Handgefühl, sodass aus diesem gleichzeitig eine Erfahrung und ein Erlebnis werden kann. Oft höre ich über diese Steine besseres Feedback gerade in Bezug auf die Handhabbarkeit.


DIE HERAUSFORDERUNG FÜR DEN BEGINNENDEN MESSERSCHÄRFER

Die Messer jener, die den Kauf eines Schleifsteins erwägen, sind oftmals bereits in einen schlechten Zustand geraten. Soll die Klinge eines rundum abgestumpften Messers in Form geschliffen werden, kann es sein, dass die Effizienz des beliebten Allroundersteins mit Körnung 1000 einfach nicht ausreicht.

Meine Empfehlung ist daher, immer auch einen möglichst rauen Stein mit zu erwerben. Dieser kann in seiner Körnung zwischen 180–400 liegen, und davon kann man dann direkt zu einem Stein der Körnung 1000 aufsteigen. Je rauer der Stein ist, desto schlechter bekommt man das Messer wieder auf Vordermann. Ich bevorzuge Steine der Körnung 180-220 für das Schärfen der stumpfsten Messer, aber häufig ist auch ein 400er Stein schon ausreichend.

 
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ZUSÄTZLICHE AUSRÜSTUNG

Fast alle im hiomakivi.fi-Shop erhältlichen Produktpakete enthalten zwei extrem wichtigte Ausrüstungsgegenstände: einen Stand beziehungsweise  Halter und einen Glättungsstein.

Die Haltevorrichtung erleichtert den Schärfungsprozess erheblich; insbesondere auch, wenn dieser noch gelernt wird. Den Stein drehen und wenden und somit dessen richtige Position suchen zu können ist angenehmer, und gleichzeitig ist der Stein somit derart über der Arbeitsfläche positioniert, dass die Arme und Hände deutlich mehr Platz zum Arbeiten haben.

Überdies gehört ein weiterer unverzichtbarer Ausrüstungsgegestand auf jede Anschaffungsliste: der Glättungsstein. In fast allen finnischen Katen und Werkstätten finden sich Schleifsteine, die entweder ebenmäßig u-förmig oder in der Mitte hohl sind. Das liegt daran, dass in Finnland einst überhaupt keine Glättungssteine verkauft worden sind.



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